Die Hünfelder Zeitung berichtete am 04.09.2025:
Zeitschenker“ halten fit! DRK-Besuchsdienst zieht positive Bilanz: „Wir haben wieder Kapazität“
Mehr als ein Jahr ist vergangen, seitdem sich der DRK-Besuchsdienst in Hünfeld etabliert hat. Mit einem Sommerfest haben die „Zeitschenker“,wie sie sich nennen, mit ihren Besuchs-Freunden ein paar schöne Stunden
„Mittlerweile haben wir alle untergebracht und die Resonanz ist so positiv“, resümierte Nicole Grosch-Schulz, Ansprechpartnerin für den Besuchsdienst beim DRK-Kreisverband Hünfeld. Damit meinte sie sowohl die Besucher
als auch die zu Besuchenden. Noch im Februar (wir berichteten) war das nicht so: Es gab mehr Helferinnen und Helfer, die besuchen wollten. Erwin und Monika Held aus Soisdorf sind die „Neuen“ in der Runde. „Wir haben den
Artikel über den Besuchsdienst in der Hünfelder Zeitung gelesen und uns direkt angemeldet. Wir finden den Besuchsdienst einfach klasse“, erzählten sie. Bei Musik und Gesprächen im Generationentreff Hünfeld plauderten die Besucher munter mit ihren „Klienten“ – „Aber das ist das falsche Wort. Wir suchen da noch ein Besseres, es ist eben ein Prozess“, sagte Rita Stein von der Servicestelle Ehrenamt des DRK, die am Grill stand und alle mit Würstchen versorgte. „Was die Besucher angeht, das ist ganz klar: Sie sind im wahrsten Sinne Zeitschenker.“ Die Zielgruppe der Zeitschenker sind von Einsamkeit betroffene Menschen. „Da kommt der Pflegedienst, da die Fußpflege – aber was ist mit echtem Besuch?“, fragte Stein. Es sei der zwischenmenschliche Austausch, der vielen fehle. „Unsere Zeitschenker sind ehrenamtlich aktiv und können sich die Zeit selbstständig mit ihren zu Besuchenden einteilen. Jeder hat einen individuellen Rhythmus“, so Stein. Birgit Möller aus Eiterfeld ist als Zeitschenkerin mit von der Partie und schätzt genau das. „Ich mache meine Termine immer bei Bedarf aus, aber wir sehen uns regelmäßig, damit es eine gewisse Struktur hat. Dann trinken wir zusammen Kaffee und machen es uns richtig nett“, sagte sie mit einem Lächeln. Die Zeitschenker Daniela Völsing und Otto Brehl sind seit dem ersten Treffen des Besuchsdienstes mit dabei. Bei ihnen hat sich das Konzept fest im Alltag integriert. Dabei nehmen sie auch am Schicksal ihrer betagten „Klienten“ teil, denn gesundheitliche Einschränkungen oder plötzliche Verschlechterungen des Allgemeinzustands können vorkommen. „Mittlerweile sitzt der Herr, den ich besuche, im Rollstuhl. Ich versuche dennoch, einmal die Woche vorbeizukommen und locke ihn ein bisschen aus der Reserve. Unsere Beziehung ist inniger geworden, wir sind per Du. Alles in allem ist das eine angenehme Bereicherung“, so Brehl. Völsing besucht sogar zwei Menschen. „Wir gehen zusammen essen, spazieren, und die Dame, die ich besuche, ist zu einer richtigen Freundin geworden. Und der Mann zu meiner Rechten, den ich besuche, scherzt immer, wenn ich gehe, dass ich doch bei ihm einziehen solle. Wir haben eine tolle Beziehung zueinander und das gibt einem so viel zurück“, sagte Völsing und prompt meldete sich der Herr zu Wort. „Sie macht einen sehr guten Job, ich freue mich immer, wenn sie da ist“, sagte er strahlend. Die Identität der zu Besuchenden zu schützen, ist den Zeitschenkern sehr wichtig, immerhin treffen sie sich oftmals in geschützten Räumen. Der Austausch mit Angehörigen ist dabei essenziell. Für ein erstes Gespräch steht Grosch-Schulz als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Sie hat ein Gespür dafür, wen sie vermitteln kann. Erst dann treffen die Zeitschenker auf die zu Besuchenden.„ Es muss einfach passen“, sind sich alle einig. Und, das betonen Grosch-Schulz und Stein immer wieder, das Angebot des DRK-Besuchsdienstes ist kostenlos. Viele können das gar nicht glauben, haben Sorge, dass es sich dabei um verstecke Kosten handelt, wenn sich Ehrenamtliche in ihrer Freizeit mit älteren Menschen treffen. Die Helferinnen und Helfer besuchen oftmals ältere, alleinstehende Menschen in ihrer Wohnung oder in einer Senioreneinrichtung. Es geht nicht um die Pflege, sondern um den Austausch. Damit Menschen, die von Einsamkeit bedroht sind, oder beispielsweise keine Verwandten in der näheren Umgebung haben, einen festen Gesprächspartner haben und sich auf jemanden freuen können. Geschichten „aus der guten alten Zeit“, zum aktuellen Weltgeschehen oder über die gemeinsamen Entdeckungen, die die Zeitschenker mit ihnen machen, sollten den Menschen Abwechslung im Alltag schenken. „Das hält geistig fit“, betonen viele vom Besuchsdienst. Um im Bedarfsfall angemessen reagieren zu können, haben alle Zeitschenker eine Erste- Hilfe-Fortbildung absolviert und in den kommenden Wochen stehen Fortbildungen im Bereich „Aktivierender Haushalt“ an – ein Training, bei dem die Zeitschenker kleine Hilfestellungen lernen, um den Besuch beispielsweise durch kleine Spiele noch mehr aufzulockern. „Wir arbeiten dafür ganz eng mit dem Landesverband zusammen, um noch bessere Arbeit für die älteren Menschen zu leisten“, sagte Stein und Grosch-Schulz ergänzte: „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir nun wieder sowohl Zeitschenker als auch zu Besuchende in unseren Reihen aufnehmen können. Wir freuen uns auf Anfragen.“